The "Midnight" Bulletin Board Service
Der "Mitternachts"-Nachrichtenbrettdienst
Le service du tableau d'annonce de "Minuit"
Servitium tabli nuntiorum Medii Noctis
In jener Zeit, während WWW und Email noch darauf warteten, einst die Welt zu erobern, jagten stolze Modem-Besitzer ihre blinkenden Kästen noch auf die sogenannten BBS, auch Mailboxen genannt, los. Ihr Kommunikationsbedürfnis stillten sie im Fidonet®, an das einst viele tausende dieser Mailboxes angeschlossen waren. Eine kleine Nische hatte sich auch The Midnight BBS in Ibbenbüren gesichert. Dies ist die Geschichte dieser kleinen Mailbox. Sie wurde im Frührjahr 1994 in Ibbenbüren/Westfalen eröffnet. Nach einer kurzen Phase der bloßen Spielerei öffnete sie dann am 23. Juli 1994 ihre Pforten, war aber zunächst nicht 24h online (erst 22-03 Uhr, dann 21-03 Uhr und 18-06 Uhr). Dann bekam sie endlich ihre eigene Hundehütte, ähm Computer und war rund um die Uhr erreichbar. Weil der Sysop nach Trier zum Studieren ging, verabschiedete sich The Midnight BBS am 30.09.1998 von der großen bösen Welt.
The Midnight BBS war unter (05451) 96192 bzw +49-5451-96192 rund um die Uhr erreichbar. Einwählen konnte sich jeder, der ein Modem, eine ISDN-Karte oder etwas vergleichbares sein Eigen nannte, mit jedem Terminalprogramm (z.B. Telix). Verwendet wurden die Terminalemulationen ANSI (farbiger Text), ASCII (puritanischer Text) und RIP (Vektorgrafik).
Über die Zeit bildete sich um die Midnight BBS eine Schar von Points und anderen Anhängern der Mailbox. Es erwuchs das Interesse an Kommunikation, oder: man wollte labern. In den lokalen Echos (Nachrichtengruppen) bestand dazu die Möglichkeit. Die Midnight.Times war das hauptsächliche Quatschbrett, Points und Sysop konnten hier über alles mögliche reden: Computer, Schule, Partys, wann ist das nächste Pointtreffen. Die Midnight.Team war für (natürlich rein fachlichen ;-)) Austausch im SysOp-Team da. In der Midnight.Announce wurde das Eintrudeln neuer Dateien durch Allfix verkündet.
Mit der menschlichen Sprache wurde auch das Labern (engl. to chat) geboren. So konnte man auch in der Midnight BBS den Betreiber zu einem Plausch herzitieren. Die Titelmelodie von Dallas, der Muppet Show oder Monty Python dudelnd, riss der Computer den armen Sysop dann von den Hausaufgaben, einer Fernsehsendung oder ähnlich Wichtigem weg, damit er sich den Problemen des Benutzers annehme. Aber auch dem Anrufer konnte es passieren, dass ihn der Mailbox-Inhaber zu einem Chat rief und ihn - zu Scherzen aufgelegt - mal dazu aufforderte, Alt-H für Hilfe zu drücken. Was bei den meisten Terminalprgrogrammen aber für Auflegen stand. Ähm... Natürlich nutzte er es aber hauptsächlich, um dem Wohl der Menschheit zu dienen. ;-) Hatte der Sysop zum Chatten keine Zeit oder Lust, konnte sich der Besucher immer noch an den "Cosysop" wenden - eine Art Eliza-Chatprogramm, bei dem der Computer die Antworten gab...
Auf den monatlichen Pointtreffen (gelageähnliche Treffen beim Sysop) tauschte man sich über alles mögliche aus - nicht nur über Computer. Durch das Auftauchen überregionaler und teilweise auch internationaler "Special Guest Stars" bekam die Midnight BBS einen Hauch von der weiten Welt. Chaos blieb natürlich nicht aus und wurde am nächsten Tag vom Sysop gewissenhaft weggeräumt. Einige der Points halfen dann auch als Darsteller und Techniker bei der Produktion des Hörspiels zu den [Fanatischen Abenteuer der USS Midnight] mit und wurden dadurch unsterblich. :-)
Der Sysop ("System Operator" = Mailbox-Betreiber) Peter Felix Schuster war der eigentliche Obermotz des Systems, ihm gehörten die Computer, in seiner Schlafzimmer brummten sie vor sich hin, während er schlafen wollte, und er musste auch dafür sorgen, dass sie liefen. Da Verwaltung der Points, Wartung von Hard- und Software für ihn allein zuviel gewesen wäre, suchte er sich Vertreter und gab ihnen witzige Namen.
Der CoSysOp Thorsten Falk kümmerte sich um das Funktionieren der installierten und komplizierten Programme, die der Sysop nie verstanden hätte.
Der PseudoSysOp •Tobias Bertels war der von den Points gewählte Vertreter.
VizeSysOp Sebastian Rubertus kümmerte sich um die Hardware und geriet in Panik, wenn der Sysop androhte, er wolle ein defektes Computerelement selbst wieder in Gang bekommen.
Vor Aufblühen des WWW hatten Amateur-Netze großen Zulauf. The Midnight BBS war dem •FidoNet®, dem ältesten und größten der Amateuernetze der Welt unter der Adresse 2:2449/240 angeschlossen. Im Treknet Mitteleuropa, in dem sich alles um Star Trek (Raumschiff Enterprise) dreht, diente sie als Hub 37:1/500. Auch Nachrichten des Echomailverbund Ibbenbüren/Lehen (EVIL), ein lokalen Mailboxverbund, waren abrufbar. Mehr zum Fidonet findest Du im [Referat über das Fidonet]. Es erklärt auch einige der hier verwendeten Begriffe.
Die Schwerpunkte lagen bei Grafiken, Tools für DFÜ und Star Trek. Über die Midnight BBS wurden auch die "Fanatischen Abenteuer der USS Midnight" angeboten. Außerdem legte der Sysop aus Zwecken der Selbstdarstellung noch selbstprogrammierte Spielereien in seine Filebase. Besonders wichtig war auch der Kontakt unter den Mailbox-Benutzern, deshalb gab es einige interne Nachrichtenbretter (s.u.) und eine Möglichkeit, ihn direkt anzuchatten. Außerdem spielte er gerne mit Gestaltung der ANSI-Textgrafik, so dass im Laufe der Zeit die Menüstruktur der Mailbox erweitert wurde, sie war endlich im Mitternachts-Stil und im StarTrek-Stil genießbar.
Das Fidonet ermöglichte die weltweite Kommunikation, ohne die ganze Zeit online zu sein. Dies ermöglichte nicht nur niedrige Telefonrechnungen, sondern auch die Nutzung des Fidonet mit älteren Rechnern. Der Rechner der Midnight BBS war ein AT 386 mit zunächst 25, dann 33, 40 MHz, zuletzt ein AT 486 DX2/50. Und der Rechner samt Software lief und lief (auch in der Nacht, mit viel Gebrumme und Gepiepe). Genutzt habe ich als Hardware ein QuickComm Spirit II (14.400 bps), dann zusätzlich eine Teles.ISDN-Karte und schließlich eine ELSA Hybrid-Karte (Microlink PCFpro) mit ISDN und analoger (33.600 bps) Einwahlmöglichkeit. Der Umstieg auf ISDN (Januar 1996) und damit Geschwindigkeiten bis zu 64.000 bps waren damals noch eine große Sache. Vorher waren mit V.32bis maximal 14.400 bps möglich gewesen. Dann wurden die Standards V.34, V.42bis und X.75 unterstützt.
Software verbrauchte -im Gegensatz zu den heutigen Internetprogrammen- selten mehr als die notwendigen Resourcen und lief flott und leicht bedienbar auch auf älteren Rechnern. Dabei nutzte sie die technischen Möglichkeiten neuerer Rechnergenarationen voll aus, was sich besonders für Mailboxen mit hohem Datenfluss sehr positiv auswirkte. Als Shareware entwickelt und über Fidonet-Mailboxen verteilt, waren die Programme meist mit allen technischen Finessen und vor allem gutem Support ausgestattet und dabei erschwinglich.
Die Mailbox-Oberfläche ist das, was dafür sorgt, dass der Benutzer etwas sieht, wenn er sich bei der Mailbox einwählt und er online Dateien herunterladen kann. In The Midnight BBS lief ProBoard 2.12+.
Der Mailer (Node) sucht die Dateien heraus, die für andere Fido-Nutzer bereitliegen und verschickt sie ihm bzw. nimmt die Dateien entgegen, die andere System sendet, in meinem Fall McMail 1.0+.
Der Tosser packt eingehende Echomail-Pakete aus und sortiert die Nachrichten in die einzelnen Echos und die Pakete für die angeschlossenen Points zusammen. Hier geht nichts über FastEcho 1.46+.
Ein "Ticker" springt auf ähnliche Weise mit zu verteilenden Dateien aus sog. File-Echos herum. Außerdem beantwortet er Suchanfragen nach Dateien. Allfix 4+ hat mir hier immer gute Dienste geleistet.
Zum Maillesen benutzt der Mailboxbetreiber einen Reader wie GoldEd 3+.
Für Points, gibt es (fast) alles in einem Programm. Mehr zum Thema findest Du auf der Seite •"Was ist Fido?" der gleichnamige Interessengruppe.
mid_pco.png - Artikel "Geisterstunde - nette Mailbox für User aus Ibbenbüren und Umgebung" der PC Online über die Midnight BBS (PNG - 330x453 - 256 Farben - 67 kB)
mid_wn.png - Artikel "Echo-Pollen im Fidonet" der Westfälischen Nachrichten über die Midnight BBS und ihren Sysop vom 09.08.1996 - von Guido Kleinhubbert (PNG - 960x1618 - 2 Farben - 95 kB)
Under Construction! Hier entsteht ein vierstöckiges Mehrfamiliendoppelhaus mit.... ach, lassen wir das. Aber vielleicht stelle ich noch ein paar Bildern auf die Seite.
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